Wolfgang Misiek
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Während früher die meisten Pollenallergiker zwischen 20 und 50 Jahre alt waren, nimmt heute auf der einen Seite die Allergie bei Kindern enorm zu. Auf der anderen Seite erleben viele Menschen um die 40 oder 50, die ein Leben lang gesund waren, dass sie plötzlich stark unter den Pollen leiden. Selbst Senioren um die 70 erkranken erstmals und leiden dann sehr darunter.
Verschiedene Ursachen werden diskutiert: Gifte und Schadstoffe schwächen nicht nur Immunsystem und Atemwege, sondern animieren die Pflanzen, ihr Leben durch vermehrte Pollenfreisetzung sicher zu stellen. Gleichzeitig sind die Eiweißstrukturen der Pollen durch die Gifte und Schadstoffe "aggressiver" geworden.
Was bedeutet Pollenallergie, welche Mechanismen rufen die unangenehmen Symptome wie Niesen, Laufen der Nase, verstopfte Nase, Kratzen am Gaumen und im Hals, Tränenfluss und Juckreiz der Haut hervor? Der Begriff "Allergie" erschließt sich aus dem Griechischen "allos" = anders und "ergon" = Reaktion: das Immunsystem reagiert anders als normal.
Eine Allergie ist eine Überempfindlichkeit, eine Überreaktion gegen einen ursprünglich harmlosen Stoff. Beim ersten Kontakt mit dem Allergen (hier Polleneiweiße) laufen im Körper verschiedene Prozesse an, die dem Immunsystem des Körpers erlauben, bei erneutem Kontakt mit einem bestimmten Allergen dieses zu erkennen und darauf zu reagieren. Das Immun-Globulin IgE ("Antikörper gegen das Pollenallergen") wird von Pollenallergikern vermehrt produziert und lagert sich an der Oberfläche von so genannten Gewebemastzellen an. Mastzellen kommen vorwiegend in der Haut, der Darmschleimhaut, der Bindehaut, im Nasen- und Bronchienepithel (Lunge) vor.
In der Folge kommt es durch "Brückenbildung" von IgE und dem Allergen auf der Oberfläche einer Mastzelle zu einer Entleerung der Zelle, wobei verschiedene Allergievermittler wie z.B. Histamin freigesetzt werden, welche für die unangenehmen Körperreaktionen verantwortlich sind. Eingeatmeter Tabakrauch, Hausstaub, Spraynebel etc. können die Symptome verschlimmern.
Der Pollenflug ist abhängig von der Jahreszeit, der Höhe über dem Meeresspiegel, dem Vegetationstyp und der Pollenmenge. Bei trockener Witterung mit leichtem Wind sind viele Pollen in der Luft, bei Regen werden sie ausgewaschen, was dem Allergiker spürbare Erleichterung bringt.
Die im Frühjahr auftretenden Pollen sind Hasel-, Erlen-, Pappel-, Weiden-, Eschen oder Birkenpollen (Hasel- und Erlenpollen bereits ab Dezember bis in den Mai möglich). Später im Frühling treten Weißbuche, Platane, Eiche und Buche in Erscheinung. Im Sommer folgen dann die Gräser (Heuschnupfen), Ampfer, Wegerich und Brennnessel. Beifuss bildet im Herbst den Abschluss der Pollensaison. Birken und Gräser sind Haupallergenvermittler. Durch die botanische Verwandtschaft der Pollenträger mit Nahrungsmittelpflanzen besteht oft oder entwickelt sich eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte Nahrungsmittel ("pollenassoziierten Nahrungsmittelallergie"). Diese "Kreuzreaktionen" können sofort oder auch zeitlich versetzt auftreten und rufen nach dem Verzehr entsprechender Nahrungsmittel häufig Gaumenjucken, Entzündung der Zunge und Schwellung der Lippen hervor.
Wenn der Heuschnupfen nicht behandelt wird, entwickelt sich im Laufe der Jahre bei etwa 1/3 der Fälle ein Asthma, das ebenfalls an die Pollensaison gebunden ist: Zuerst spielen sich die allergischen Reaktionen nur im Bereich der Augen, der Nase und der oberen Luftröhre ab, greifen dann aber auf die Bronchien und schließlich die gesamte Lunge über. Das bedeutet: Vom ersten Augenblick an, da jemand entdeckt, dass er an einer Pollenallergie leidet, muss er sofort etwas dagegen unternehmen.
Die Behandlung einer allergischen Erkrankung richtet sich nach dem Leidensdruck und dem Ausmaß der Allergie. Am einfachsten ist es, die verursachende Substanz (Allergen) zu meiden. Informieren Sie sich dazu über den aktuellen Pollenflug.
Bei akuten Allergiebeschwerden können spezielle Medikamente, sogenannte Antihistaminika der neueren Generation, verschrieben oder in der Apotheke erworben werden. Wenn das Leiden hauptsächlich Nasenfunktion und Augen beeinträchtigt, empfiehlt sich eine lokale Behandlung. Bewährt hat sich auch die zusätzliche Gabe von hochdosiertem Calcium.
Als nächster Schritt - manchmal aber auch als erste Wahl - kann bei rhinitischen Beschwerden ein lokal wirksames Cortikosteroid kombiniert werden. Wenn sich zu den genannten Beschwerden Asthma gesellt, gehören weitere Medikamente, auch Cortisonhaltige Präparate, zum Therapieplan. Es gibt Richtlinien, um das Asthma zu klassifizieren und grob in drei Stufen einzuteilen. Aufgrund dieser Abklärungen wird das "Asthma-Management" festgelegt.
Grundsätzlich kann für saisonale Allergien eine Desensibilisierungs- bzw. Hyposensibilisierungs-Behandlung empfohlen werden. Die Hyposensibilisierung - in der Fachsprache auch spezifische Immuntherapie (SIT) genannt - ist eine ursächliche Behandlung, die im Gegensatz zu Antihistaminika oder Kortisonpräparaten nicht nur Symptome lindert, sondern sich langfristig auswirkt. Die Hyposensibilisierung soll den Körper durch kontinuierlichen Kontakt mit dem Allergen dauerhaft unempfindlich machen. Dadurch verringern sich die saisonalen Allergiebeschwerden oder können sogar ganz verschwinden, oft wird der Entwicklung eines Asthma bronchiale vorgebeugt. Die Erfolgschancen liegen je nach Allergen und Ausmaß der Beschwerden (z.B. Asthma) zwischen 70 - 90%.
Dabei werden in der Regel in pollenfreien Zeiten individuell hergestellte Pollenlösungen vom Allergologen oder Hausarzt in regelmäßigen Abständen unter die Haut am Oberarm gespritzt. Zur Herstellung der Desensibilisierungslösung muss ein genauer Allergietest mittels Hauttesten durchgeführt werden. Dieser Test kann nicht mitten in der Allergiesaison stattfinden. Normalerweise wird er im Spätsommer bis Herbst durchgeführt. Die Herstellung der Lösung braucht einige Zeit. Ende Oktober, anfangs November kann mit der individuellen, natürlichen Desensibilisierungs-Behandlung begonnen werden.
Bislang ist die von einem Arzt verabreichte subkutane Hyposensibilisierung in Deutschland üblicher als die sublinguale Therapieform, bei der Patienten zu Hause Pollenlösungen unter die Zunge träufeln oder aber Tabletten, die Allergene enthalten, unter die Zunge platzieren. Generell erweist sich die sublinguale Therapie als gut verträglich und effektiv. Um das Risiko für schwere allergische Reaktionen (Asthma oder anaphylaktischer Schock) zu minimieren, sollten Patienten die erste Dosis im Beisein eines Arztes einnehmen.
In einer randomisierten Doppelblindstudie wurde nachgewiesen, dass der Pflanzenextrakt Ze 339 - Petasol butenoate complex - zugeschwollene Nasenschleimhäute schneller und wirksamer als klassische Antihistaminika bekämpft. Die Daten lassen neben der Wirksamkeit in akuten Fällen auch einen vorbeugenden Effekt vermuten, der weiter untersucht werden soll. Der Pflanzenextrakt ist als Fertigpräparat derzeit noch nicht in Deutschland zugelassen, aber in der Schweiz zugelassen und erhältlich.
Ihre Apotheke berät Sie gern und weist Sie, wenn nötig, an Ihren Hausarzt oder direkt zum Allergologen zur Abklärung. Denn erst eine genaue Bestimmung des Allergens erlaubt gezielte, präventive Maßnahmen.
Weitere Informationen erhalten Sie unter Allergien, Heuschnupfen und Pollenflug !
Eine umfassende Beratung zum Thema "Allergien, Heuschnupfen und Asthma" gibt Ihnen gern Ihr Apotheken-Team.
Interessante Informationen bietet auch das Allergieportal unter www.stern.de/allergie.
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